Liechtensteiner

Regierende Fürsten von Liechtenstein

Das Schloss Feldsberg (Valtice) gehörte über mehrere Jahrhunderte hinweg dem regierenden Adelsgeschlecht des Fürstentums Liechtenstein, und zwar bis zur Konfiskation im Jahr 1945. Die Entwicklung des Feldsberger Schlosses war durch den Verlust des Familienvermögens im nahen Nikolsburg (Mikulov) im Jahr 1560 stark motiviert. Die ursprüngliche Burg in Feldsberg wurde um ein vierflügeliges Renaissancegebäude mit Arkadenloggia erweitert, dessen ungefähres Aussehen nur von wenigen Zeichnungen bekannt ist.

Karl I. von Liechtenstein

geboren am 30. Juli 1569 in Feldsberg (Valtice) – gestorben am 12. Februar 1627 in Prag (Praha)

Regierungszeit: 1595 - 1627

Unter Karl I. von Liechtenstein wurde die bereits erweiterte Residenz weiter befestigt, offenbar im Zusammenhang mit der drohenden Türkengefahr. Karl I. konvertierte 1599 vom Protestantismus zum Katholizismus und wurde dann kaiserlicher Obersthofmeister und später böhmischer Vizekönig. 1608 erwarb er den Fürstentitel und 1614 den Titel des Troppauer Herzogs. Bei den Konfiskationen nach der Schlacht am Weißen Berg konnte er das Familienimperium erheblich erweitern. Bis zu seinem Tod verlief ein umfangreicher Umbau des Feldsberger Schlosses, an dem sich in den 20. Jahren des 17. Jahrhunderts unter anderen der kaiserliche Hauptarchitekt und venezianische Manierist Giovanni Battista Carlone beteiligte, und neben ihm auch Giovanni Mario Filippi, mit dessen Namen einige Bauten im rudolfinischen Prag verbunden sind.

Karel Eusebius 

geboren am 11. April 1611 – gestorben am 3./5. Februar 1684

Regierungszeit: 1627 - 1684

Unter Karls Sohn Karl Eusebius setzte der barocke Umbau der Residenz fort, zuerst unter der Leitung von Giovanni Giacoma Tencalla, der kurz nach dem Einsturz eines Gewölbes der neuen Pfarrkirche entlassen wurde, und anschließend des Brünner Baumeisters Andreas Erna und seines Sohnes Johann Baptist (Jan Křtitel). Zu ihren Werken zählten beispielsweise die Bauten um den ersten Hofplatz herum.

Johann Adam Andreas

geboren am 30. November 1657 in Brünn (Brno) –  gestorben am 11. Juni 1712 in Wien

Regierungszeit: 1699 - 1712

Der Sohn des Fürsten Karl Eusebius, der weit gereiste Diplomat und die graue Eminenz des Wiener Hofes Johann Adam Andreas (1662–1712) entwickelte die barocke Ausgestaltung des Schlosses weiter. Am Bau arbeiteten damals weitere zwei Baumeister aus der Tencalla-Dynastie und eine ganze Reihe Brünner und Olmützer Handwerker. 

Anton Florian

geboren am 28. Mai 1656 in Wilfersdorf – gestorben am 11. Oktober 1721 in Wien

Regierungszeit: 1718 - 1721

1712 tritt der Fürst Anton Florian die Regierung an, ein selbstbewusster spanischer Grande und der Obersthofmeister und Oberststallmeister des Kaisers Karl VI. Er begann die nächste, vom Architekten Anton Johann Ospel (1677–1756) geführte Umbauphase der Feldsberger Residenz. Als erste wurden, vermutlich aus Gründen der Repräsentation des kaiserlichen Oberstallmeisters, die mit Pferdezucht zusammenhängenden Gebäude umgebaut: zuerst die Winterreithalle (1713–1715) und anschließend das spanische Reitstallgebäude und die Kutschenhalle. Symmetrisch im gegenüberliegenden Flügel entstanden seit 1716 Wirtschafts- und Verwaltungsräumlichkeiten und ein Kellerraum für Weinherstellung und Weinlagerung. Edle Portale im Vorschloss belegen die Kunst des fürstlichen Bildhauers Franz Biener (1682–1742) und der Aufmerksamkeit der Besucher sollten nicht einmal seine Holzsäulen zu Pferdestall-Boxen entgehen, die heutzutage eine kostbare und einzigartige Ausschmückung des touristischen Infozentrums im Schloss bilden. 1715 wurde das Obergeschoss des Palais niedergerissen und die Räumlichkeiten wurden modernisiert und adaptiert, vermutlich bis zum Jahr 1720. Ins Gebäude wurde dabei eine neue Wasserleitung eingeführt. Die bedeutendste urbanistische Spur von Ospel stellt der neu konzipierte „Triumphweg“ dar. Der Haupteingang ins Schloss sollte auch weiterhin der Querachse entlang führen, durch das Residenztor vom Hauptplatz, das im klassizisierenden Stil im Jahr 1724 fertiggebaut wurde. 

Josef Johann Adam

geboren am 27. Mai 1690 in Wien – gestorben am 17. Dezember 1732 in Feldsberg (Valtice)

Regierungszeit: 1721 - 1732

Der Fürst Josef Johann Adam setzte das großartige Repräsentationsprojekt seines Vaters nicht fort, er konzentrierte sich vielmehr auf den Privatbereich und insbesondere dann auf die Innenräume. In seinen Diensten war unter anderem der bedeutende italienische Dekorateur Antonio Beduzzi (1675–1735) tätig, dessen Werk in Feldsberg insbesondere in den Dekorationen von Innenhof, Fassaden und Innenräumen sowie auch in der herrlichen Kapelle mit der einzigartigen Orgel vom Wiener Meister Walther erhalten blieb.

 

Johann Nepomuk Karl

geboren am 8. Juli 1724 in Wien – gestorben am 22. Dezember 1748 in Wischau (Vyškov)

Regierungszeit: 1732 - 1748

 

Josef Wenzel

geboren am 9. August 1696 in Prag (Praha) – gestorben am 10. Februar 1772 in Wien

Regierungszeit: 1712 - 1718 und 1748 - 1772

Unter dem Fürsten Josef Wenzel wurde der Umbau des Schlosses abgeschlossen (in den Jahren 1744–1745). Dieser Diplomat (er vertrat die Monarchie in Berlin und Paris) und Militärstratege (er wird für den Begründer der modernen österreichischen Artillerie gehalten) hatte Anton Erhort Martinelli (1684–1747) zu seinem neuen Hofarchitekten ernannt, der die Arbeiten an Innenräumen und Außenfassaden zu Ende führte. Zu jener Zeit wurde die alte Burg abgerissen und an ihrer Stelle entstand eine Parkanlage. Damals erreichte auch die Militärkarriere des Fürsten Josef Wenzel ihren Gipfel: als Feldmarschall siegte er 1746 in der Schlacht bei Piacenza und half dadurch Maria Theresia das bedrohte Erbe zu verteidigen. Der Fürst kam nach Feldsberg vor allem im Sommer zur Erholung. Die Repräsentationsfunktion übernahmen allmählich Wiener Residenzen der Familie in der Bankgasse und in Rossau. 

Franz Josef I.

geboren am 19. November 1726 in Mailand – gestorben am 18. August 1781 in Metz

Regierungszeit: 1772 - 1781 

Alois I. Josef

geboren am 4. Mai 1759 – gestorben am 24. März 1805 in Wien

Regierungszeit: 1781 - 1805

In den Jahren 1788–1790, unter dem Fürsten Alois I. Josef, wurde am linken Vorschlosstrakt ein Theater als jüngster Bestandteil des Feldsberger Schlosskomplexes angebaut.

 

Johann Josef I.

geboren am 27. Juni 1760 in Wien – gestorben am 20. April 1836 in Wien

Regierungszeit: 1805 - 1836 

 

Die Errichtung des Eisgrub-Feldsberg-Areals (Lednicko-valtický areál), so wie es bis heute erhalten geblieben ist, wurde unter der Herrschaft des Fürsten Johann I. Josef (1760–1836) abgeschlossen, der nicht nur als Feldsberger Bauherr, sondern auch als Feldmarschall und Kavalleriekommandant in den Napoleonischen Kriegen berühmt wurde. Aus jener Zeit stammt ein Teil der Ausschmückung der Schlosssäle, der Wandverkleidung mit Kunstmarmor sowie auch der Brokattapeten. 

Alois II.

geboren am 25. Mai 1796 in Wien – gestorben am 12. November 1858 in Eisgrub (Lednice na Moravě)

Regierungszeit: 1836 - 1858

 

Johannes II.

geboren am 5. Oktober 1840 in Eisgrub (Lednice na Moravě) – gestorben am 11. Februar 1929 in Feldsberg (Valtice)

Regierungszeit: 1858 - 1929

Unter dem Fürsten Johann II. (1840–1929) und seinem Architekten Karl Weinbrenner entstand in Feldsberg nach einer Anpassung der Parkanlage gegenüber der gekauften und niedergerissenen Färberstraße (Barvířská ulice) die sog. Sala terrena, welche von Kunsthistorikern wegen ihrer neubarocken Vollkommenheit über lange Jahre hinweg falsch zurückdatiert und dem berühmten Baumeister des Barocks Fischer von Erlach zugeschrieben wurde.

Franz I.

geboren am 28. August 1853 Schloss Liechtenstein – gestorben am 25. Juli 1938 in Feldsberg (Valtice)

Regierungszeit: 1929 - 1938

  Franz Josef II.

geboren am 16. August 1906 in Frauenthal (Steiermark) – gestorben am 13. November 1989 in Grabs (Schweiz)

Regierungszeit: 1938 - 1989

 

 

Stammbaum der Fürsten von und zu Liechtenstein

im 19. und 20. Jahrhundert

Quelle: Zámek Valtice [Schloss Feldsberg], Michal Konečný, Nationales Denkmalinstitut

valtice - rodokmen.pdf

Stadt Feldsberg zur Zeit der liechtensteinischen Herrschaft

Wie aus einer vom 1. Februar 1395 datierten Urkunde hervorgeht, erwarb Johann von Liechtenstein ein Teil des Dorfes käuflich vom Adelsgeschlecht der Puchheimer. 1393 nahm Johann von Liechtenstein als Lehen Katzelsdorf an, das er von den Brüdern Rudolf und Ludwig von Tyrnau gekauft hatte. Die Liechtensteiner besaßen somit vor 1395 nicht nur das ganze Feldsberg, sondern auch den späteren Feldsberger Großgrundbesitz.
Daraus geht hervor, dass sich die liechtensteinischen Güter nicht nur auf der österreichischen, sondern auch auf der mährischen Seite erstreckten, wo die Liechtensteiner auch ihre Residenzburg Nikolsburg (Mikulov) hielten.
Das Jahr 1394 fiel für Johannes von Liechtenstein nicht glücklich aus; Johannes fiel damals aus unbekannten Gründen in Ungnade beim österreichischen Herzog Albrecht III., der ihm bisher seine Gunst schenkte. Johann wurde durch seine Verwandten unerwartet festgenommen und inhaftiert und alle österreichischen liechtensteinischen Güter wurden mit Konfiskation belegt. Der Grund dafür konnte die Befürchtung des österreichischen Herrschers vor dem allzu großen wirtschaftlichen und politischen Aufschwung der Liechtensteiner sein. Eine grausame Strafe wurde durch Johanns unverzügliche Unterwerfung gemildert, und er bekam seine Güter, darunter auch Feldsberg, zurück.

Das Haus Liechtenstein hielt Feldsberg von 1395 bis 1945.
Bis zum Jahr 1920 gehörte die Stadt zu Niederösterreich.

1605 wurde in der Stadt ein Kloster der Barmherzigen Brüder gegründet, das in den 60. Jahren des 17. Jahrhunderts unter dem Fürsten Karl Eusebius von Liechtenstein und seiner Ehefrau Beatrix von Dietrichstein umgebaut wurde. Zu jener Zeit entstand auch die Kirche der Heimsuchung Mariä aus den Jahren 1631–1671, die als Dominante und Gegengewicht der durch das Schloss dargestellten weltlichen Macht gedacht war. Ein Modell der Kirche entstand angeblich bereits im Jahr 1602, aber der Grundstein wurde erst 1631 unter dem Fürsten Maximilian gelegt. An der Planung und dem Bau beteiligte sich Giovanni Giacomo Tencalla, der durch seinen Bruder Giovanni Tencalla und dem Brünner Baumeister Andreas Erna ersetzt wurde, als an seinem Bau im Jahr 1638 ein Gewölbe eingestürzt war.
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die ursprüngliche mittelalterliche Burg in die nordwestliche Richtung baulich erweitert. In diesem Teil entstand ein palaisartiger Bau, der um eine Etage höher als die bestehenden Objekte der Residenz war. Weitere Anpassungen verliefen am Anfang des 17. Jahrhunderts. In dieser Bauetappe wurde der nördliche Verbindungsflügel mit einem großen Portal errichtet, die Renaissance-Bastionen wurden zu Eckrisaliten umgebaut und das Schloss gewann eine neue Innenraumverzierung. Der Umbau wurde von den Architekten Giovanni Maria Filippi und Giovanni Battista Carlone dem Älteren geleitet. Weitere von Andreas Erna und seinem Sohn Johann Baptist (Jan Křtitel) geplante bauliche Maßnahmen umfassten den Aufbau eines neuen Reithauses und eines Eingangstors mit zwei Türmen. Vor dem Schloss entstand dadurch ein Ehrenhof, der die Residenz von der Stadt trennte. Um das Jahr 1639 arbeitete der Maler Giovanni Battista Ghidoni an der Ausschmückung des Hauptsaales. 1657 wurde ein weiterer Repräsentationsraum mit Stuckdekorationen von Giovanni Tencalla fertiggestellt. In den 80. Jahren des 17. Jahrhunderts verliefen in Feldsberg erneut Umgestaltungsarbeiten, die auch die von Baldassare Fontana, Pietro Antonio Baroni und Jacopo Trebelli sowie auch den Malern Domenico Egido Rossi und Giovanni Battista Colombo geschaffene Innenraumdekorationen umfassten.
Im 18. Jahrhundert erhielten die Reithäuser und Marställe eine neue, durch die spanische barocke Architektur inspirierte Form. Diese Anpassungen wurden von Anton Ospel, einem in Spanien und Portugal ausgebildeten Architekten, eingeleitet, der ebenfalls das das Gelände der liechtensteinischen Residenz mit der Stadt verbindende Eingangstor geschaffen hatte. Die Innenräume erhielten einen deutlich dekorativen Charakter dank dem kaiserlichen Theater-Ingenieur Antonio Beduzzi, von dem auch die Verzierung der Hauptfassade mit der abgebildeten Feier des Ordens vom Goldenen Vlies stammt. Domenico Mainardi schuf nach Beduzzis Entwurf Gemälde in der Schlosskapelle.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die ältesten Teile der Residenz entfernt, d.h. die Burggebäude auf der südlichen Seite. An ihre Stelle kam eine neue, von Anton Erhort Martinelli geplante Fassade und ein weiterer Teil der Fläche wurde mit einer Parkanlage gefüllt, für die ein Mobiliar entworfen wurde und die mit Barockstatuen ausgestattet wurde. Zur Residenz gehörte auch ein im Jahr 1790 errichtetes Theater. Das Fürstenhaus von Liechtenstein hatte das umfangreiche Schloss als seine Familienresidenz bis zum Jahr 1943 genutzt, als man vor dem sich nähernden Kriegsende wertvolle Kunstwerke vom Schloss abtransportierte. 
Das Schloss bildet einen untrennbaren Bestandteil eines architektonisch-landschaftlichen Ganzen, das 1996 in die Liste des UNESCO-Weltkultur- und Naturerbes eingetragen wurde.

Historische Veduten vom Schloss Feldsberg

die sein früheres Aussehen veranschaulichen